Ueber Afrika findet man in Europa, und wahrscheinlich in der gesamten anderen Welt, meist nur Negativschlagzeilen in den Medien, wie beispielsweise folgende Artikel letzter Woche: Aus Aberglauben 71 Albinos in Kenia und Burundi getötet oder Zwei ägyptische Blauhelme im Sudan getötet oder Virus aus Afrika erstmals in Deutschland entdeckt. Die andere Alternative sind Artikel ueber Hilfsprojekte wie Mit ihrem Konzert unterstützt die Singgemeinschaft Endingen ein Hilfsprojekt für Kinder oder Vierbeiner impfen – Afrika helfen oder Viele gute Taten für Waisen in Afrika.
Mit der Flut von solchen News ist es kein Wunder, dass die allgemeine oeffentliche Meinung von Afrika eine ganz andere ist, als was man hier dann wirklich vorfindet (wie wunderschoene Landschaften, freundliche Menschen, explodierende Wirtschaft, vernuenftiges Strassennetz, sicheres Leben, internationale Schulen) – wenn man sich ueberhaupt traut, diesen „gefaehrlichen“ Kontinent dann doch mal zu bereisen. Und das Eigenartige an der Sache ist, dass wir selbst, also diejenigen, die hier leben und das eigentlich besser wissen sollten, zu diesem falschen Bild immer weiter mit beitragen.
Es ist wirklich eigenartig, warum neigen wir Menschen dazu und stochern gern in alten Wunden. Warum neigen wir dazu, ueber das Negative zu sprechen und weniger ueber das Positive?
Hier ein Beispiel von uns Deutschen, obwohl wir gerne darueber vergessen wuerden, tragen wir nach aussen dennoch immer wieder unsere schwarze Vergangenheit… So gab es letzten Samstag im National Theater in Kampala eine Buehnenauffuehrung einer Amateurgruppe, welche sich vor allem aus der deutschen Community hier zusammensetzt. Die Produktion solle ganz gut gewesen sein – so wurde mir berichtet – und das Stueck, was aufgefuehrt wurde, spielte im Nazideutschland. Warum wurde als Thema nicht etwas Neueres aufgegriffen? Etwas, was nicht 60 Jahre zurueckliegt? Warum musste man (wieder einmal) in Afrika Deutschland und Nazis als Einheit kommunizieren; kein Wunder dann, wenn ich Ugander treffe, dass ich oft nach Hitler gefragt werde und dem 2. Weltkrieg; mehr weiss man hier nicht von Deutschland; von Hitler haben die meisten gehoert, selbst wenn die meisten nicht wissen, wo Deutschland auf der Karte zu finden ist.
Aber ich bin da auch nicht besser, ich muss da ehrlich mit mir selber sein.
Als ich im April in Heimaturlaub war und gefragt, mal ein paar Bilder von Uganda zu zeigen, oeffnete ich meinen Laptop und prompt zeigte ich Bilder von Slums, Bettlern, ungeteerten Strassen, von ueberbevoelkerten Maerkten; jedoch weniger die schoenen Bilder, wie unser eigenes Haus (dieses hatte ich sogar ganz vergessen zu fotografieren), oder Bilder vom schicken Wohnviertel, wo wir leben, oder von den farbenfrohen und gutgepflegten internationalen Supermaerkten in Kampala, kein einziges Bild von den vielen, gut eingerichteten Shops, die hier ueberall existieren. Natuerlich zeigte ich auch ein paar Fotos von den Nationalparks, aber eher weniger. Wenn ich so darueber nachdenke, habe auch ich weiter zum Klische-Bild von Afrika beigetragen. Warum eigentlich? Das weiss ich nicht.
In Zukunft werde ich mir also bewusst Muehe geben, mehr die entwickelten Dinge zu beschreiben, die positiven Sachen, und vor allem die Wirtschaft, denn diese boomt hier wirklich. So wie Mobiltelefonie. Hier ein Beispiel (und ich verspreche, mehr Artikel werden kommen – ueber wirtschaftliche Erfolgsgeschichten, hier in Afrika, insbesondere in Uganda):
„Nur fünf Tage nach Produkteinführung, registrierten sich über 800.000 Kunden für den MTN Zonenservice! Zwölf Tage nach der Produkteinführung sagte Eric van Veen, COO von MTN Uganda: „Dies ist die beste Einführung eines Produkts in der Geschichte Uganda’s und höchstwahrscheinlich der gesamten [ostafrikanischen] Region… unser Ziel war, 50 Prozent der potentiellen Kunden innerhalb von 6 Monate zu erreichen, aber wir haben dieses Ziel bereits an einem Wochenende geschafft, eine erstaunliche Antwort zu einem erstaunlichen Produkt.“
Im Oktober 2008 hatte der Service über 2 Million Teilnehmer angezogen und 60% des Kundenbestands mit einer 70%igen Zunahme des Anrufvolumens seit der Einrichtung des Services. Der Telefonverkehr erhöhte sich von 1.7 Million Minuten auf 3 Million Minuten, die Kunden erhielten einen durchschnittlichen Diskount von 45 bis 50% während des Tages und 95% in den Abenden.“
Uebersetzung aus dem Englischen. Originalartikel: Case Studies – MTN Uganda
„Für eine schlechte Nachricht ist Afrika immer gut. Anfang Januar war es wieder so weit, als Bilder vom Anschlag auf die Fußball-Nationalmannschaft Togos um die Welt gingen. In dieser Woche schockierten Berichte über 500 Christen in Nigeria, die von muslimischen Nomaden gemeuchelt wurden. Wirtschaftsnachrichten künden, wenn sie nicht als Schauergeschichten über Blutdiamanten daherkommen, von Ödnis und Stagnation. Es gebe „wenig Fortschritt“ bei der Armutsbekämpfung, befinden die Vereinten Nationen lapidar. Gewalt, Korruption, bittere Armut – alles wie immer auf dem Sorgenkontinent?
Keineswegs. Es ist sogar an der Zeit, ein neues Afrikabild zu zeichnen. Auf dem Kontinent vollzieht sich ein kaum beachteter, aber doch rasanter wirtschaftlicher Aufholprozess.“
aus: Wirtschaftswunder, made in Africa (Welt Online, 14.3.2010)
Die BILD – und damit Deutschland – lebt von den Negativnachrichten.
Heute auf http://www.bild.de
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usw., usf.