7.9.2009: Eine Freundin fragte an, was man machen muss, um einen Job bei einer Entwicklungsorganisation zu bekommen. Hier meine Antwort:
…vor allem wichtig ist, m.E., dass man kein “Helfersyndrom” hat.. das wird hier echt nicht gebraucht; man braucht hier Spezialisten/ Professionals – Leute, die wirklich Ahnung haben von dem was sie machen.
Bezueglich Sozialer Kompetenzen brauchen man hier Leute, die sich in diesem spannungsgeladenen Umfeld zurechtfinden (Druck aus dem Entsendeland, etwas zu erreichen und Partnerorganisationen, die nicht unbedingt entwickelt werden wollen). Ich habe in den 5 Monaten, die ich hier bin, nur 2 Arten von Expats kennengelernt – diejenigen, die ihren Job absolut lieben und die anderen, die alles, einfach alles, abgruendig hassen… Es gibt nichts dazwischen! Es gibt etliche “verbrannte” Kollegen, die ihre Vertraege vorzeitig kuendigen, weil sie mit dem Doppeldenken nicht zurechtkommen – sie kommen hierher, und wollen was erreichen/ entwickeln – und stellen dann fest, dass das nicht unbedingt im Vordergrund steht.
Zu Deiner Bewerbung:
Ich wuerde denken, dass Du deine kompletten Unterlagen in Englisch machen kannst (und auch solltest) – Du brauchst die sowieso in Englisch, weil (in Theorie und auch lt. policies der meisten Organisationen) sowieso die Partnerorganisation der Berwerbung zustimmen sollte und die koennen i.d.R. kein Deutsch.
Der Bewerbungsbogen (Online) ist i.d.R. fuer den internen Auswahlprozess; der (englischsprachige) Lebenslauf fuer die Partnerorganisation. Es sieht doppelt aus, ist es aber nicht.
Bezueglich sozialer Kompetenzen – sei so ehrlich wie Du nur sein kannst, ehrlich zu Dir selber und auch zur Organisation… die suchen fuer jede Stelle andere soziale Kompetenzen – da gibt es kein richtig und falsch… Eine professionelle Entsendeorganisation versucht normalerweise, die Stellen moeglichst ideal zu besetzen – mit Leuten, die zueinander passen und auch auf den Job… ich habe, wie schon vorher geschrieben, etliche Kollegen hier kennengelernt, die mit dem Umfeld nicht zurechtkommen – und das koennte man verhindern, wenn man ehrlich ist (wenn beispielsweise jemand in der Bewerbung schreibt, dass es denen nichts ausmacht in der Isolation irgendwo im Urwald alleine in einem Dorf zu leben, aber sie eigentlich Menschen sind, die ohne fliessend Wasser und Strom nicht zurechtkommen – dann geht das nicht lange gut)… besser keinen Job im Ausland als totale Frustration und Abbruch.
Grundsaetzlich suchen hier die meisten Entwicklungsorganisationen haenderingend Fachkraefte mit langjaehriger Berufserfahrung (sie haben weniger geeignete Bewerbungen als zu besetzende Plaetze), aber man muss absolut TOP in seinem Feld sein, ansonsten laeuft man ganz schnell auf, denn die Einheimischen sind nicht ganz so bloed… von den Anzeigen, die Du so findest, musst Du in der Lage sein, die Aufgaben alle abzudecken; ansonsten hat es keinen Sinn, sich zu bewerben… wenn jemand im Personalwesen gebraucht wird, dann brauchen sie auch wirklich jemanden, der von Personalwesen so richtig Ahnung hat – also einen Spezialisten; es kommt nicht darauf an, dass man es studiert hat, aber man muss das Subjekt von unten bis oben im Schlaf herbeten koennen; ansonsten laeuft man hier echt auf… Man hat hier keine Zeit, sich im Subjekt selbst weiterzubilden; man hat andere Probleme und es wird erwartet, dass man den Job einfach kann – vom 1. Tag!
Die fachliche Eignung und Qualifizierung das A und O ist… Du kannst ruhig nach Positionen gucken, wo Du die Landessprache nicht kannst – eine Entwicklungsorganisation zahlt gerne einen 6 Monats Sprachenkurs, wenn die Personen genau dem Anforungsprofil entspricht. Sprache lernen ist einfacher als eine neue Qualifikation zu erwerben oder mangelnde Berufserfahrung auszugleichen.
Originaler Text – Email an Freunde am 7.9.2009
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