Geruestbau und Bau

Absolutely fascinating...

Building site in Kampala

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Ich wandere manchmal durch Kampala’s Strassen und bewundere die Baugerueste. Ich bin total fasziniert vom Geruestbau in Uganda. ‚Health & Safety‘, irgendwelche Sicherheitsrichtlinien, scheinen hier nicht zu existieren. Aber braucht man die wirklich? Egal, wo man hinschaut, es wird gebaut, gebaut und gebaut. Shoppingmeilen, Hotels, Restaurants, Buerohaeuser, Wohnbauten – schiessen wie Pilze aus dem Boden. Die Bauweise ist ziemlich abenteuerlich, denkt man sich, aber die Ergebnisse lassen sich echt sehen…

Mein allererster Boyfriend (so vor 25 Jahren) war ein Geruestbauer; und ich denke dann manchmal an ihn und die schoenen sicheren, eisernen Baugerueste in Deutschland. Trotzdem war es mir immer schwindlig, wenn ich da mal hochgeklettert bin. Wie muss es sich auf den Baugeruesten hier anfuehlen? Ganz schoen mutig, da hochzuklettern; und dann auch noch zu arbeiten. Die Gerueste sehen aus, als ob sie bei der naechsten Windboee umfallen. Aber das tun sie nicht; sie stehen, auch nach dem staerksten Sturm (und davon haben wir viele), bleiben stehen und erfuellen ihre Aufgabe – bis das Gebaeude fertig ist.

Shopping centre - Garden City Kampala

Vielleicht sollte man eine Firma gruenden und Gerueste herstellen? Oder einen Eisen- und Stahlhersteller? Kampala boomt, Uganda boomt, Afrika boomt… Das ist ganz sicher ein ganz anders Afrikabild als ich hatte, bevor ich herkam…

Die beiden folgenden Fotos zeigen, was dann rauskommt… das erste Foto ist Speke Resort in Munyonyo, eines der besten und ‚poshesten‘ Hotels in Uganda, wenn nicht das beste. 20,000 UGX (7 EUR) kostet der Eintritt; und dafuer sonnt man sich dann den ganzen Tag am grosszuegig angelegten Swimmingpool, wird von freundlichen Kellnern bedient, und bekommt sein Bitter Lemon oder Bier an den Liegestuhl gebracht. Wem das nicht genug ist, der geht in die Sauna und/oder in den nagelneu, mit modernsten Geraeten ausgestatteten Fitnessraum (alles in den 7 EUR inklusive).

Speke Resort - the possibly poshest hotel in Kampala

Ich lag am Mittwoch am Swimmingpool und genoss mein Leben; nicht schlecht, dachte ich, so kann es immer weitergehen. Irgendwann wird ganz Uganda so sein. Zumindest, hoffe ich das; denn leider gehoere ich mit meinem europaeischen Expat-Gehalt zur Elite, die sich das ohne Probleme leisten kann. Die Gedanken, dass der durchschnittliche Ugander 60 EUR im Monat verdient; und ich somit 10% eines Monatsgehalts nur fuer den Eintritt ausgegeben habe und dann weitere 30,000 UGX (10 EUR) fuer Essen und Getraenke, die muss ich wegschieben.

Es freut mich, wenn ich mich so umschaue, nicht nur ‚Muzungus“ (Weisse) zu sehen. 50% der Besucher sind Afrikaner; aber bei einem nur 1%gen Bevoelkerungsanteil an Auslaendern in Uganda, sind Ugander definitiv unterrepresentiert. Daran darf ich nicht denken, falls ich den Tag wirklich geniessen moechte. Ich muss mich auf mein Buch konzentrieren und meine Gedanken wegschieben.

Etwas ausserhalb von Kampala, nach ca. 15-20 Minuten Autofahrt, kann man den Bahai Tempel besichtigen. Eine grosszuegig angelegte Anlage auf einem der vielen Huegel Kampala’s. Ein toller Bau und ich frage mich, wie haben die das hingekriegt – so ganz ohne Kraene und tolle Technologie?

Bahai Temple

Um in Uganda etwas zu erreichen, muss man wirklich Meister der Improvisation sein; oder einfach nur genug Geld haben. Nichts zu haben und dann trotzdem etwas schaffen… Das ist schon eine Herausforderung. Aber Uganda hat definitiv das Zeug, sich zu einem Paradies zu entwickeln.

Das Wetter stimmt schon mal. Immer sonnig, immer schoen. Ich habe heute Abend mit meiner alten Heimat telefoniert. In Deutschland ist es zwar warm, aber es regnet. Letzte Woche war kalt. Meine Freundin in England sitzt im Wollpullover an der Heizung und hat Mittelohrentzuendung. Ich, in Uganda, sitze heute, wie seit 15 Monaten non-stop taeglich, kurzaermlig auf der Terasse und geniesse das Wetter.

Und die Ugander holen auf, mit Infrastruktur, und Gaerten; mit allem. Noch ein Jahrzent, vielleicht zwei, dann wird auch die Wirtschaft hoffentlich aufgeholt haben, und Produktion im Land entwickelt sein; und dann kann man vielleicht am Swimmingpool sitzen, ohne Gewissensbisse, dass man ein so viel besseres Leben als die meisten Ugander hat.