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Ich wandere manchmal durch Kampala’s Strassen und bewundere die Baugerueste. Ich bin total fasziniert vom Geruestbau in Uganda. ‚Health & Safety‘, irgendwelche Sicherheitsrichtlinien, scheinen hier nicht zu existieren. Aber braucht man die wirklich? Egal, wo man hinschaut, es wird gebaut, gebaut und gebaut. Shoppingmeilen, Hotels, Restaurants, Buerohaeuser, Wohnbauten – schiessen wie Pilze aus dem Boden. Die Bauweise ist ziemlich abenteuerlich, denkt man sich, aber die Ergebnisse lassen sich echt sehen…
Mein allererster Boyfriend (so vor 25 Jahren) war ein Geruestbauer; und ich denke dann manchmal an ihn und die schoenen sicheren, eisernen Baugerueste in Deutschland. Trotzdem war es mir immer schwindlig, wenn ich da mal hochgeklettert bin. Wie muss es sich auf den Baugeruesten hier anfuehlen? Ganz schoen mutig, da hochzuklettern; und dann auch noch zu arbeiten. Die Gerueste sehen aus, als ob sie bei der naechsten Windboee umfallen. Aber das tun sie nicht; sie stehen, auch nach dem staerksten Sturm (und davon haben wir viele), bleiben stehen und erfuellen ihre Aufgabe – bis das Gebaeude fertig ist.
Vielleicht sollte man eine Firma gruenden und Gerueste herstellen? Oder einen Eisen- und Stahlhersteller? Kampala boomt, Uganda boomt, Afrika boomt… Das ist ganz sicher ein ganz anders Afrikabild als ich hatte, bevor ich herkam…Die beiden folgenden Fotos zeigen, was dann rauskommt… das erste Foto ist Speke Resort in Munyonyo, eines der besten und ‚poshesten‘ Hotels in Uganda, wenn nicht das beste. 20,000 UGX (7 EUR) kostet der Eintritt; und dafuer sonnt man sich dann den ganzen Tag am grosszuegig angelegten Swimmingpool, wird von freundlichen Kellnern bedient, und bekommt sein Bitter Lemon oder Bier an den Liegestuhl gebracht. Wem das nicht genug ist, der geht in die Sauna und/oder in den nagelneu, mit modernsten Geraeten ausgestatteten Fitnessraum (alles in den 7 EUR inklusive).
Ich lag am Mittwoch am Swimmingpool und genoss mein Leben; nicht schlecht, dachte ich, so kann es immer weitergehen. Irgendwann wird ganz Uganda so sein. Zumindest, hoffe ich das; denn leider gehoere ich mit meinem europaeischen Expat-Gehalt zur Elite, die sich das ohne Probleme leisten kann. Die Gedanken, dass der durchschnittliche Ugander 60 EUR im Monat verdient; und ich somit 10% eines Monatsgehalts nur fuer den Eintritt ausgegeben habe und dann weitere 30,000 UGX (10 EUR) fuer Essen und Getraenke, die muss ich wegschieben.
Es freut mich, wenn ich mich so umschaue, nicht nur ‚Muzungus“ (Weisse) zu sehen. 50% der Besucher sind Afrikaner; aber bei einem nur 1%gen Bevoelkerungsanteil an Auslaendern in Uganda, sind Ugander definitiv unterrepresentiert. Daran darf ich nicht denken, falls ich den Tag wirklich geniessen moechte. Ich muss mich auf mein Buch konzentrieren und meine Gedanken wegschieben.
Etwas ausserhalb von Kampala, nach ca. 15-20 Minuten Autofahrt, kann man den Bahai Tempel besichtigen. Eine grosszuegig angelegte Anlage auf einem der vielen Huegel Kampala’s. Ein toller Bau und ich frage mich, wie haben die das hingekriegt – so ganz ohne Kraene und tolle Technologie?
Um in Uganda etwas zu erreichen, muss man wirklich Meister der Improvisation sein; oder einfach nur genug Geld haben. Nichts zu haben und dann trotzdem etwas schaffen… Das ist schon eine Herausforderung. Aber Uganda hat definitiv das Zeug, sich zu einem Paradies zu entwickeln.Das Wetter stimmt schon mal. Immer sonnig, immer schoen. Ich habe heute Abend mit meiner alten Heimat telefoniert. In Deutschland ist es zwar warm, aber es regnet. Letzte Woche war kalt. Meine Freundin in England sitzt im Wollpullover an der Heizung und hat Mittelohrentzuendung. Ich, in Uganda, sitze heute, wie seit 15 Monaten non-stop taeglich, kurzaermlig auf der Terasse und geniesse das Wetter.
Und die Ugander holen auf, mit Infrastruktur, und Gaerten; mit allem. Noch ein Jahrzent, vielleicht zwei, dann wird auch die Wirtschaft hoffentlich aufgeholt haben, und Produktion im Land entwickelt sein; und dann kann man vielleicht am Swimmingpool sitzen, ohne Gewissensbisse, dass man ein so viel besseres Leben als die meisten Ugander hat.
Und dann kommt die Schere zwischen Arm und Reich, die noch größer sein wird als in Deutschland. Das ist das, was wir exportieren, was Köhler Jelzin in Russland beigebracht hatte.
Was Sie aus Uganda berichten, kann ich für andere Länder bestätigen. Nur fehlt mir in Ihrem Artikel noch eine kleine Analyse, w e r dort baut. Sind es Geschäftsleute, die mit ihrer Hände Arbeit das Geld verdient haben? Werden Häuser für die zahlreichen Entwicklungshelfer (Weltbank, UNO, GTZ usw.) gebaut, die dann Monatsmieten in Höhe von mehreren Jahreslöhnen der einfachen Ugander bezahlen? Sind es Menschen aus dem Regierungsapparat, die über Dritte (Familie, Clan) ihr Geld plazieren?
Wie kommt das Wirtschaftwachstum zustande? Die beindruckenden Wachstumszahlen Afrikas in den letzten Jahren haben wesentlich die Ausbeutung der üppigen Rohstoffe zum Hintergrund – weniger eine solide Ökonomie.
Oder werden tatsächlich Fabriken gebaut, die Arbeit versprechen? Ich weiß aus anderen Ländern, dass der Großteil der Bevölkerung von dem Wirtschaftswachstum nicht profitiert und dass die Kluft -selbst in Südafrika- zwischen Arm und Reich noch tiefer wird. Werden denn in Uganda die Risikofaktoren der Wirtschaft: die hohe Armut, die schlechte gesundheitliche Versorgung und die schlechte Bildung ernsthaft angepackt? Zumindest scheint mir die AIDS Bekämpfung in Uganda auf dem richtigen Wege zu sein.
Uganda bekommt auch Budgethilfe. Wie wird damit umgegangen? Die KfW ist jedenfalls sehr selbstzufrieden (vgl. meinen Kommentar beim Bonner-Aufruf von gestern)
Ich habe übrigens Verständnis, wenn Sie meine Fragen nicht beantworten wollen. Die Aggresivität der Entwicklungsindustrie wächst, wenn man an ihrem Tun zweifelt und mehr über die Wirksamkeit der vielen Milliarden wissen will.
Lieber Herr Seitz, ich wuerde wirklich gerne auf Ihre Fragen antworten, wenn ich diese genau beantworten koennte; d.h. mit Namen und Nachweisen und nicht bloss vom „Hoerensagen“. Ich moechte niemanden mit „Vorwuerfen und Beschuldigungen“ bewerfen, die nicht eindeutig belegt werden koennen. Zumindest ist das die Kommunikation, die ich viel zu oft von Seiten von Kollegen im Entwicklungsdienst zu hoeren bekomme, wenn ich Fragen, wie Ihre aufwerfe.
Folgendes kann ich aber definitiv beitragen: Ich habe mehrere EZ Kollegen, der ihre Haeuser von Auslaendern mieten. Diese Auslaender sind meist Europaer, die vormals selbst Entwicklungshelfer waren, und sich dann entschieden haben, in Uganda zu bleiben und in Grundstuecke zu investieren. Europaer vermieten oftmals an Europaer, denn sie sind i.d.R. vom ugandischen Markt (also von einer Vermietung an Ugander) ausgeschlossen.
Die Eigentuemerin unseres Hauses ist eine von Obote’s Schwestern bzw. Cousinen, oder vielleicht auch Frau eines seiner Brueder (irgendetwas in diese Richtung) – also eine Verwandte ersten oder zweiten Grades des ehemaligen ugandischen Praesidenten. Eine sehr intelligente und (in England) ausgebildete, studierte Uganderin, die mehrere Gruendstuecke besitzt; und einen Job im gehobenen ugandischen Government-Dienst hat, witzigerweise in der Antikorruptionsbehoerde; wobei man ihr das irgendwie abnimmt, wenn man sie so sprechen hoert. Sie plant eine unabhaengige Radiostation im Norden Uganda’s einzurichten.
Die wirklich grossen, nennenswerten Unternehmen hier in Uganda sind Zweigstellen bzw. Niederlassungen auslaendischer Firmen – aus Grossbritannien, Niederlande, Belgium, Amerika oder Suedafrika. Durch meinen Mann bin ich ziemlich oft zu Veranstaltungen, wo sich die wirklich grossen internationalen Unternehmen zum Erfahrungsaustausch und Businessdeals treffen. In diesen Meetings bin ich meistens, ausser einiger Niederlaender und Belgier, die einzige Vertreterin des europaeischen Festlands und auch Asiens.
Auch Inder und Chinesen spielen eine grosse Rolle in Business in Uganda; es ist aber auffallend, dass auch sie sich nicht mit Ugandern oder den anderen auslaendischen Unternehmen mixen. Geschaefte werden untereinander gemacht – also Inder mit Indern und die oben beschriebene Gruppe (Grossbritannien, Niederlande, Belgium, Amerika, Suedafrika) untereinander. Wo sich die Chinesen finden in diesem System von Unternehmen, weiss ich nicht; auch nicht Deutschland.
Meines Wissens nach gibt es in Uganda Gesetze, die Auslaendern den Kauf von Grundstuecken untersagen; und auslaendische Unternehmen dazu verpflichten, eine mind. 50%ige ugandische Beteiligung zu haben. Jedoch habe ich bisher kein grosses auslaendisches Unternehmen kennengelernt, welches diese 50% ugandische Beteiligung tatsaechlich hat; und die auslaendischen Grundstueckeigentuemer scheinen es auch irgendwie immer geschafft zu haben, diese Untersagung vom Erwerb von Grundstuecken zu umgehen. Wie, kann ich nicht sagen.
Vielen Dank.
Übrigens Sie machen tolle Fotos, z.B. Transport Solutions oder auch die Gerüstbaufotos. Wollen Sie nicht eines Tages ein Fotobuch veröffentlichen?
Ich kenne bisher nur das Buch von Hans Kremp „Bikes of Burdon“ erschienen 2003 im Visionary World Verlag in Hong Kong (Bikes o Burdon). Kremp hat Hunderte von Motorrädern samt Lasten in Vietnam fotografiert. Das Buch ist so erfolgreich, dass bis heute mindestens sieben Auflagen erschienen sind.
Vielen Dank fuer das Lob; ich kann ja darueber mal nachdenken.
Diese Art von scaffolding ist auch in anderen afrikanischen Laendern verbreitet. In Nigeria habe ich es auch gesehen; nebst den Arbeitern, die den Beton zum Betonieren in flachen Flechtkoerben ueber lange Holztreppen in den 2. Stock trugen. Wie eine Ameisenkolonne.
Hier in Qatar indes gibt es Stahlgerueste, wie man sie auch in Europa kennt; nebst entsprechenden Sicherheitseinrichtungen und Beschilderungen, ob das Geruest betretbar sei oder nicht. Allerdings hat das natuerlich keinerlei Einfluss auf den Bau an sich. Und da sieht man halt sehr oft, dass ohne Hirn gebaut wird. Baeder, in denen der zentrale Bodenabfluss die hoechste Stelle ist, Lichtschalter hinter sich oeffnenden Tueren und so weiter.
Das ‚ohne Hirn‘ Bauen kenne ich aber auch aus Deutschland. Ich hatte mal in Deutschland einen alten Bauernhof und Unternehmen und wir haben die Scheune umgebaut, einschliesslich eines Toilettenanbaus. Alles ganz korrekt mit Architektin und Baugenehmigungsverfahren. Als das dann alles durch war und die Maurer anfingen die Waende fuer den Toilettenanbau hochzuziehen, bin ich zum Glueck mal vorbeigegangen, um nachzuschauen.
Der Toilettenanbau war ein Anbau an die Scheune, d.h. also drei Waende mussten hochgemauert werden. Was ich feststellte, dass alle drei Waende solide waren, und kein Eingang erkennbar.
Als ich nachfragte, was das soll, wurde mir gesagt, dass die Planungsunterlagen so seien; man haette sich schon gewundert, aber die Planung waere halt so. Nicht, dass es jemanden mal eingefallen waere, den Bauherren bescheid zu sagen und mal nachzufragen…
Das war weder in Uganda, noch in Benin, noch in irgendeinem anderen afrikanischen Land! Diese Anekdote ist von Deutschland um 1995. Und ich kann da noch ein paar andere erzaehlen.
Bei dem vielen Pfusch, der in Deutschland allerorts abgeliefert wird, ist es echt manchmal verwunderlich, warum deutsche Qualitaet und Arbeitsleistung so langanhaltend weltweit und so hochgeschaetzt wird. Den Afrikanern halte ich zugute, dass sie es oftmals nicht besser wissen; denn, wenn ich selbst keine Dusche mit fliessend Wasser habe und vielleicht auch nie eine Dusche benutzt habe, und mich im Freien unterm Mangobaum aus einem Eimer mit Wasser wasche; dann kann ich nicht wirklich jemanden den Vorwurf machen, dass er nicht „daran denkt“ (denn er weiss es nicht besser!), dass in einer Dusche der Abfluss der tiefste Punkt sein sollte.
Wir hatten uns hier in Uganda vom Klempter einen Waschmaschinenanschluss einrichten lassen; und der Mann hatte den Anschluss an die Heisswasserleitung angeschlossen, anstelle an den Kaltwasseranschluss. Ich hatte einfach nicht daran gedacht, ihm das vorher zu erklaeren; denn wie es sich rausstellte, wusste er nicht, wie eine Waschmaschine funktioniert und hatte auch noch nie eine angeschlossen.
Echt nervig in Uganda ist, dass Leute Jobs annehmen, ohne wirklich eine Vorstellung zu haben, was man von denen eigentlich will, vor allem dann nicht nachfragen und irgendwie versuchen, den Job trotzdem zu erledigen. Behaelt man das staendig im Kopf, und fragt den Klempter, ob er weiss, was eine Waschmaschine ist und wo er anzuklemmen hat, dann bekommt man auch den Job zufriedenstellend ausgefuehrt.
Nun, hier in Qatar machte das mit dem Wasseranschluss wohl keinen Unterschied. Die Wasserbehaelter sind meist auf dem Dach und der Sonne ausgesetzt, so dass selbst im Kaltwaschgang das Wasser mindestens 40 Grad hat. Daher kann man auch nur morgens halbwegs ertraeglich warm duschen (Hahn dabei auf „kalt“) oder man schaltet, soweit man Zugriff hat, den entsprechenden Elektroboiler ab und nutzt dessen Inhalt als Kaltwasser – Wasserhahn dabei auf heiss. Bei der Waschmaschine indes hilft das nicht, da muss man eben mit eingegangener Waesche rechnen und vorher entsprechend groesser kaufen.
(Ich hatte mal irgendwo ein Bild – ach ja, hier.)
Hier sind die Funktionsweisen der Geraete bekannt, auch Duschen gibt es. Aendert aber nichts an der Mentalitaet der Ausfuehrenden; ueberwiegend Inder, Nepalesen und Pakistani.
Hier sind die Ausfuehrenden Ugander, die i.d.R. in Berufsschulen ohne Werkzeuge mittels Tafelbilder und Erklaerungen vom Lehrer ausgebildet werden. Es ist schwer vorstellbar, wie es fuer Studenten sein muss, wenn man sich 3 (!) Jahre beispielsweise zum Automechaniker ausbilden laesst, und die Schule keinen Schraubenzieher, keine Werkbank und nur einen 30 Jahre alten Motor, der dann auch noch verschlossen gehalten wird, und nur zum Anschauen dient, hat.
Die Abschlusszertifikate sehen allerdings meistens sehr professionell aus, aber das ist wohl leider so ziemlich das Einzige. Ich habe echt eine enorme Hochachtung vor jedem Ugander, der es trotz der oftmals miserablen Ausbildung schafft, ein annehmbarer Klempner, Automechaniker, Tischler oder aehnliches zu werden; zumal die meisten ‚vom Land‘ kommen, wo es bis heute noch keine Elektrizitaet und fliessend Wasser gibt.
Dieses Resort! Da will ich hin!
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„Die Gedanken, dass der durchschnittliche Ugander 60 EUR im Monat verdient; und ich somit 10% eines Monatsgehalts nur fuer den Eintritt ausgegeben habe und dann weitere 30,000 UGX (10 EUR) fuer Essen und Getraenke, die muss ich wegschieben.“
Ich kenne leider keine offiziellen Zahlen, falls es welche gibt. Aber was genau meinst du mit „durchschnittlich“? meinst du den mittelstand?? es ist auf jeden fall super, dass uganda eine bevölkerungsgruppe hat, die man mittelstand nennen kann. aber die mehrheit der bevölkerung stellen diese wohl noch nicht. nach meiner erfahrung sind die meisten ugander (ausserhalb kampalas) bauern oder tagelöhner. die verdienen ca 1 – 1.50 Euros am tag, das macht 30 – 45 Euros im monat.
zum vergleich, wir zählten uns bereits zum mittelstand. wir hatten vom gehalt meines mannes (eine teilzeitstelle bei einem hilfswerk) 100’000 UGX pro Monat und zusätzlich vom „Nebenjob“ einer selber gebauten Bar nochmals 30000 bis 40000 dazu. wir wären also selber nicht auf die 60 euro pro monat gekommen. (nicht einberechnet ist hier die zimmermiete, die von meinem schweizer-konto bezahlt wurde. sonst wäre es sowieso zu schwierig gewesen da zu leben.) selber habe ich nur freiwillig gearbeitet, da mir gesagt wurde dass eine arbeitsbewilligung 75USdollar kosten würde. es hätte ziemlich gedauert, das wieder einzubringen, hätte sich also nicht gelohnt.
für meinen erlernten beruf gibts in uganda keine nachfrage von leuten, die was dafür bezahlen können. falls du eine idee hast, was ich in uganda gewinnbringend arbeiten könnte ohne dafür eine jahrelange ausbildung zu haben wäre ich sehr froh, dann würde ich sofort zurückwandern.
wer weiss, vielleicht kann ich bei meinem nächsten uganda-urlaub auch mal so ein berüchtigtes hotel besuchen… aber fragt sich ob ich das überhaupt will. ich glaube ich könnte andere gedanken nicht einfach so wegschieben. und so geniesst es sich nicht so recht.
Hi Kibobo,
auch ich kenne keine offiziellen Statistiken bezueglich von Durchschnittsloehnen in Uganda und die 60 EUR im Artikel sind meine persoenliche Schaetzung; aber ich kann durchaus falsch gerechnet haben.
Ich bin davon ausgegangen, dass Leute auf dem Lande monatliche Verdienste zwischen 30,000 und 80,000 UGX haben (10 EUR und 25 EUR); ich glaube Lehrer verdienen so um die 80,000 UGX, falls ich mich nicht irre. In Kampala gibt es allerdings recht viele Ugander, welche 300,000 UGX bis 1 Mio UGX verdienen und meine Schaetzung war, dass diese Leute vielleicht 5% der Gesamtbevoelkerung ausmachen.
Eine Milchmaedchenrechnung, und vielleicht liegt der wirkliche Durchschnittsverdienst weit unter meinen zu positiv geschaetzten 60 EUR; aber selbst 60 EUR sind verdammt wenig.
Zu Deinem Kommentar:
„für meinen erlernten beruf gibts in uganda keine nachfrage von leuten, die was dafür bezahlen können. falls du eine idee hast, was ich in uganda gewinnbringend arbeiten könnte ohne dafür eine jahrelange ausbildung zu haben wäre ich sehr froh, dann würde ich sofort zurückwandern.“
Du wirst sicherlich in meinem Blog bereits gelesen haben, dass ich im Maerz aus Uganda weg bin. Ich zermartere mir allerdings seit Monaten den Kopf, wie ich mein Wissen/ Koennen/ Erfahrungen nutzen kann, welche fuer Uganda gewinnbringend sind (und natuerlich auch mir erlauben, davon zu leben).
Eine Idee ist der Verkauf von Kunsthandwerksprodukten, welche ich im Blog mehrmals beschrieben habe, und man koennte in Europa Importeure zu finden, die Interesse an ugandischem Kunsthandwert haben. Vor Ort in Uganda muesste man lediglich sicherstellen, dass die Ware in ausreichenden mengen, termingerecht und in Qualitaet geliefert wird.
Man koennte auch durchaus in Uganda groessere Bestellungen, wie beispielsweise Moebel, produzieren lassen.
Diese Gedanken arbeiten in meinem Kopf und vielleicht wird da irgendwann etwas daraus?
Salü Bellusci
Beim Kunsthandwerk stellt sich bei mir vor allem der Haken die ensprechenden Kontakte in Europa herzustellen. Die Kriterien innerhalb Ugandas sollten machbar sein, wenn ich an meine Bekannten denke. Also Künstler im Sinne von Kunstmalern, Modellieren, Schnitzen oder ähnliches kenne ich noch keine. Aber für das in Uganda alltäglichere Handwerk (Schmuck, Taschen etc) habe ich verlässliche Kontakte. Die Marktnachfrage ist aber wohl sehr geschmacksabhängig… Momentan versuchen wir es hobbymässig zugunsten eines kleinen Hilfswerks in Uganda. Aber dank den hohen Begleitkosten (Transport in die Schweiz, Automiete, Standmiete) schaut da nicht wahnsinnig viel raus.
Sehr spannend finde ich die Idee mit dem Export von Handwerklichen Gebrauchsprodukten. Die Arbeitszeit ist in Uganda ja wirklich viel günstiger als hier in Europa, falls man einen sinnvollen Transportweg findet könnte da echt was rausschauen! An sowas hatte ich noch gar nie gedacht!
Ich müsste mir wohl noch einige Management-Skills und vor allem all die Gesetze, Regelungen für Import-Export etc vornehmen buäh…
Was hältst du von einer Baufirma? Mein Mann träumt davon „Brick-Making-Machines“ nach Uganda zu bringen und damit ein Geschäft aufzumachen. Die Maschinen wären viel effektiver als Ziegel von Hand herzustellen und auch noch Umweltfreundlicher, weil sie viel viel weniger Wasser brauchen.
Oder einen Betonmixer oder gar einen Beton-Mix-Lastwagen… Das Problem ist wie immer das Startbudget. Eine Brick-Making-Machine können wir uns vielleicht in 1-2 Jahren leisten und das unterstütze ich auch sofort. Aber ein ganzer Lastwagen??
Das Geschäft mit Land ist ein weiterer interessanter Zweig. Momentan bekommen wir sogar Anrufe aus Uganda dass wir doch dort und dort Land kaufen sollen (vermutlich wollen die Leute ihr Geld flüssig machen wegen der schwierigen Situation momentan). Wir wissen aus Erfahrung dass der Wert des Landes in der Regel innerhalb weniger Jahre steigt, das heisst wenn wir in 1-2 Jahren wieder verkaufen würden, würde mit grösster Wahrscheinlichkeit ein guter Gewinn rausschauen. Aber ich stehe eher auf handfestes als auf Spekulationen. Andererseits legt mein Schwiegervater sein Geld fast ausschliesslich in Landtiteln an, weil er den Banken seit einem einschneidenden Erlebnis nicht mehr vertrauen kann.
Wäre ich alleine würde ich sofort abreisen und das eine und andere ausürobieren. Aber wir planen in naher Zukunft eine Familie und da wünsche ich mir einfach mehr Sicherheit und einen höheren Standard als wir es hatten.
Eine weitere Idee, nicht sehr innovativ, aber darin haben wir schon etwas Erfahrung, ist wieder ein Restaurant, diesmal mit Umschwung aufzubauen. Wir hoffen dass wir die Lokalität dann für die beliebten ugandischen Riesen-Parties vermieten können. Im passenden Quartier wären wir schon.
Das Problem bei neuen Business-Ideen ist einfach immer die Zeit bis es mal läuft. Es läuft sicher schneller wenn man vor Ort ist, aber dazu müsste man dann Europa für eine unsichere finanzielle Situation in Uganda verlassen.
Ich träume ja immer noch davon, dass wir aus der Schweiz her dort unten ein Angebot bekommen das genügend abwirft um ein halbes Jahr bis ein Jahr mit 1-2 Kindern gut leben zu können (also ca 6000CHF pro Monat) und in dieser Zeit könnte dann das eigene Geschäft aufgebaut werden. Aber wie gesagt das ist ein Traum, ich zweifle daran dass das mal Realität wird.
Landkauf ist schwierig.. ich kenne etliche Auslaender, die ihre Investitionen verloren haben, weil sie im Prozess irgendwann durch ugandische Korruption enteignet wurden.
Es ist eigenartig in Uganda: Einerseits hat man enorme Vorteile durch die „richtige“ Hautfarbe (weiss), jedoch auf der anderen Seite wehren sich natuerlich (verstaendlicherweise) Ugander gegen die Bevorteilung von Auslaendern – und in der oeffentlichen Verwaltung sitzen zu viele korrupte Ugander am laengeren Hebel als der ehrliche auslaendische Investor.
Egal, was man geschaeftlich in Uganda macht – es sollte moeglichst wenigen Politikern ins Auge fallen.
Bezueglich Import/ Export wuerde ich denken, dass sich durchaus in Europa Kontakte herstellen lassen sollten und auch Investoren finden. Das Problem ist jedoch, wie Du auch selbst schreibst, die liebe Zeit… es ist viel Zeit und Aufwand, den Stein erstmal ins Rollen zu bringen.
„Landkauf ist schwierig.. ich kenne etliche Auslaender, die ihre Investitionen verloren haben, weil sie im Prozess irgendwann durch ugandische Korruption enteignet wurden. “
da habe ich wohl den vorteil, dass ich einen ugandischen mann habe. die vermittler von der firma hatten sich auch die augen gerieben, als mein mann bereits mit den nachbarn und vorbesitzern schon gut freund war und alles ausgemacht hatte, die firma musste nur noch unterschreiben. mein mann wird auch in uganda nicht als „europa-ugander“ angesehen (selbst von denen die es wissen), da er sich einfach nicht so benimmt wie man es normalerweise von ugandern kennt die in europa waren/sind.
der einzige unterschied zu anderen ugandischen käufern ist – und das ist wiederum für mich wichtig – ist dass nicht nur sein, sondern auch mein name (wobei ja zumindest mein nachname auch ugandisch ist) auf dem formular draufsteht. das ist zum beispiel dann wichtig, wenn meinem mann etwas zustossen würde, dass dann nicht plötzlich jemand von seiner familie kommen kann und behaupten kann dass es nun ihr Land wäre.
Was auch sehr wichtig ist, wirklich die richtigen Stempel von den richtigen Büros zu haben. Man muss schon aufpassen dass man nicht nur ein Papier sondern auch das Land kauft. Und das Papier das zu dem Land gehört muss alle paar Jahre kontrolliert, und neu registriert werden.
Papier ist geduldig… vor allem in Uganda… und im Zweifelsfall nichtig.
Gemaess Tradition steht Erbe in Uganda maennlichen Nachfahren der Familie zu, nicht der Frau oder Toechtern. Was auf dem Papier steht, hat im Zweifelsfall nicht viel zu sagen; erst recht nicht, wenn die Frau eine Nicht-Uganderin ist.
Ich kenne etliche Faelle (ugandische Familien wie auch Mix-Familien wie die Eure), da sind die Frauen nach Ableben des Mannes leer ausgegangen. Frauen gehen nur dann nicht leer aus, wenn sie enorm gute Beziehungen/Kontakte zu den maennlichen Erben haben und diese dann freiwillig das Erbe den Frauen ueberlassen; aber auch dies ist nicht unbefristet, und kann den Frauen entzogen werden, sofern der maennliche Erbe seine Meinung aendert.
Auf dem Land geht das sogar soweit, dass man als Frau ‚mitvererbt‘ wird und somit die Zweit- oder Drittfrau eines Bruders des Verstorbenen wird.
Ehrlich… von Landerwerb als Investition wuerde ich in Uganda die Finger lassen. Falls man Land kauft, kann man das machen, um seine Familie zu unterstuetzen; aber keinesfalls damit fuer die eigene Zukunft rechnen. Erspart viel Enttaeuschung und Aerger.
es wäre noch interessant zu wissen aufgrund den traditionen welches ugandischen volkes das so ist wie du beschreibst. dazu kommt, dass nicht alle familien gleich traditionell leben.
in unserem falle mache ich mir da tatsächlich nicht so sorgen, aus verschiedenen gründen die ich hier jetzt nicht so öffentlich machen will.
ich muss aber zugeben dass ich mir den fall der fälle natürlich überlegt hatte vorher. aber der kaufpreis war mir nicht zu hoch dass ich das risiko nicht eingehen wollte.
Du hast recht, ich haette nicht so sehr pauschalisieren duerfen, da Traditionen in Uganda natuerlich von Region zu Region unterschiedlich sein koennen.
Die konkreten Beispiele, die mir bekannt sind, betreffen die Regionen Arua, Nebbi und Mbale, also West-Nile und Ost-Uganda (dort alles rein ugandische Familien). In Arua beispielsweise ging es um ziemlich hohes Vermoegen und der verbliebenen Witwe wurde zum Schluss durch die Familie lediglich das Haus zugestanden, in welchem sie und ihre 4 Kinder lebten. Jedoch die Laendereien und (gemeinsamen) Geschaefte, die sie und ihr Ehemann hatten, welche die Grundlage des Familieneinkommens gebildet hatten, gingen an die maennlichen Erben (trotz Testament und Firmeneintragungen zu ihren Gunsten).
In Kampala kenne ich eine Frau, von der der griechische Vater verstorben war und welche dann jahrelang gegen die maennlichen Erben der Familie muetterlicherseits kaempfen musste, um die Grundstuecke behalten zu duerfen. In ihrem Fall war es allerdings etwas einfacher, da erstens Kampala und zweitens griechischer Vater, d.h. dass es keine Erbansprueche durch die maennliche Linie gab.
Ich kenne sehr viele Beispiele, weil ich durchs Land gereist bin, um fuer mein Unternehmen Umfragen zu machen. Bei dieser Gelegenheit hatte ich immer Frauen nach ihren Lebensumstaenden ausgefragt, weil mich diese Problematik sehr interessierte.
das beispiel von arua ist schon heftig. und so langsam erinnere ich mich solche sachen auch schon gehört zu haben, jedoch von rein ugandischen paaren bei scheidungen.
bei uns war es so, dass mein mann es unterstützt hat dass ich mitunterschreibe mit der begründung dass dies sicherer sei für mich und kinder für den fall dass.
aber wie auch immer, wir rechnen eigentlich damit, dass wir zusammen alt werden!
aufgewachsen ist er teilweise im ausland, teilweise in mbale. jedoch ist die kultur die ihm näher ist (abgesehen von der jungen-beschneidung bei den bugisus) die kultur der baganda väterlicherseits. vater und grossvater spiel(t)en eine sehr grosse rolle. vater ist in vielen dingen modern (z.B. umwandlung des brautpreises in ein anfangsguthaben für das junge Paar / kommt mir persönlich in einigen dingen sehr entgegen, da er selber mal in europa lebte und besondere unterschiede selber kennt), in einigen wiederum traditionell (clan strukturen).
was ich aber noch vermisse in deinem blog, und jetzt fällts mir ein weil ich grade das wort clan im mund hatte:
hast du irgendwo die diskussion aufgeworfen über dezentralisierung und nutzung der clan-/tribe-strukturen für die entwicklung? das sind meiner meinung nach zwei sehr spannende ansätze. zu ersterem habe ich kürzlich ein buch gelesen aber von mali, zweiteres habe ich bei meinem aufenthalt selber festgestellt, dass das potential hätte.
Hallo Kibobo,
erstmal vielen Dank fuer die zahlreichen und inhaltsreichen Eintraege und Kommentare!
Es ist sehr interessant, was Du ueber Deinen Schwiegervater schreibst, und dass er den Brautpreis in ein Anfangsguthaben fuer das junge Paar umgewandelt hat. Das ist tatsaechlich sehr modern und ungewoehnlich fuer Uganda.
Hast Du eigentlich schon mal darueber nachgedacht, selbst Artikel zu schreiben? Was haelst Du von dieser Idee? Du scheinst so viel zu sagen zu haben, und auch mit anspruchsvollen Inhalten. Ich koennte Dir durchaus einen Gastzugang einrichten. Mein Blog ist schon lange kein persoenlicher Blog mehr mit all den Themen, die ich hier bearbeitet habe. Die Artikel koennen dann von Deinem Mann (oder meinem Mann) dann auch noch ins Englische uebersetzt werden.
Das Thema Dezentralisierung und Nutzung der Clan-/Tribe-strukturen für die Entwicklung klingt ebenfalls sehr interessant und koennte in einem Artikel aufgearbeitet werden. Mit diesem Thema habe ich mich noch nicht beschaeftigt, weil ich nie darueber gestolpert bin waehrend meines Ugandaaufenthalts.
Liebe Gruesse, Bellusci
Das ist grosser Vorschlag!
Es gibt noch ein zwei Punkte dabei zu überdenken.
Ist deine Emailadresse die man irgendwo hier auf der Seite findet noch aktuell? Ich würde mich gerne weniger öffentlich bei dir melden um zwei Fragen betreffend Artikel schreiben anzusprechen.
LG, Kibobo
Ja, meine Mailadresse ist noch aktuell.