Meine Bankgeschaefte habe ich der DKB anvertraut. Eine absolut tolle Bank! Kostenlose Kontofuehrung, keine Mindesteinlagen, kein Zwang, regelmaessige Zahlungseingaenge nachzuweisen oder ein Gehalt ueber das Konto laufen zu lassen… Online Service 24 Stunden, rund um die Uhr (welcher sogar bei unserem superlangsamen Internet hier immer noch ganz gut funktioniert); Rueckruf auf Wunsch, auch ins Ausland; so viele Visa-Kreditkarten, wie man Familienmitglieder hat (und noch mehr), kostenlos versteht sich. Auf Guthaben 2,05% Verzinsung, taeglich abrufbar. Tranksaktionen am selben Tag ausgefuehrt.
Jedoch das Tollste ist, dass man mit diesen Visakarten an jedem beliebigen Bankautomaten in der ganzen, weiten Welt kostenlos Geld abheben kann (ist ausprobiert, weltweit, von vielen meiner Kollegen… in abgelegendsten Doerfern, solange dort eine Maschine rumsteht, die wie ein Geldautomat aussieht). Einziger, in meinen Augen wirklich kleiner, Nachteil der DKB ist, dass sie keine Filialen hat, aber die brauchen wir ja sowieso nicht, da wir weit genug leben, auch von jeder anderen deutschen Bankfiliale: in Uganda.
Diese wirklich tolle Bank hat nun kuerzlich ihre Visakarten umgestellt.
Anfang Dezember 2009 las ich eine Meldung im Onlinebanking, dass neue Visakarten (mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen) die alten ersetzen werden und dass die neuen Karten rausgeschickt wurden, was ja grundsaetzlich nicht zu bemaengeln ist; eine Bank kann schon mal Kreditkarten umstellen, wenn neue Sicherheitsmerkmale notwendig sind. Sobald man die neuen Karten dann haette, solle man diese online aktivieren… aber die Kleinigkeit, die wirklich unwesentliche Information, dass man diese Umstellung bis zum 31.12. vorzunehmen gedenkt, wurde vergessen zu erwaehnen.
Nun leben und arbeiten wir ja in Uganda und Post hierher braucht so ihre Zeit (manchmal so bis zu 3 Monate), wer weiss was damit unterwegs so alles passiert? Keine Chance also fuer uns, die Karten im Dezember zu erhalten, wenn sie erst im Dezember rausgeschickt wurden. Dennoch, trotz ugandischer Adressangabe in der Datenbank der DKB und ohne Vorwarnung, wurden unsere alten Karten de-aktiviert und die neuen aktiviert, puenktlich zum 31.12.
Nun ist der 1. Januar ein Feiertag, gefolgt 2010 von einem Wochenende – das heisst, 3 Tage sind Callcenter nicht vollbesetzt und erreichbar… Eine clevere, kundenorientierte Bank haette darueber ja vielleicht mal nachdenken koennen (und wahrscheinlich waren wir auch nicht die einzigen, die ploetzlich das Beduerfnis hatten, sich mit ihrer Bank ganz dringend ueber’n Jahreswechsel in Verbindung zu setzen).
Wir waren in den Murchison Falls, in einem superluxurioesen Hotel und als wir bei Abfahrt mit Karte bezahlen wollte, wurden wir mit der Nachricht ueberrascht, dass die Kreditkartenkontrollstelle in Nairobi bei der Kartenpruefung die Karten als „gestohlen“ gemeldet in ihrer Datenbank hatte.
Aufregung!! Polizei rufen? Haben Sie andere Kreditkarten? Was machen? Nein, Ueberweisung ist nicht moeglich, wir haben keine Kontonummer, die hat die Zentrale, die ist aber sonntags nicht besetzt… Koennen Sie Sicherheiten dalassen?
Diese ganze Kartenumstellerei hat uns 2 einhalb Stunden Diskussion mit dem Hotelmanager und den Vorgesetzten seiner Vorgesetzten gekostet, bis schliesslich mein Reisepass einbehalten wurde und dann ein Haufen Rennerei in Kampala, den Ausweis wieder zurueckzukriegen.
Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende, der beste Teil kommt hier:
10 Tage spaeter kam dann meine neue Karte per Post an… ich also Bank angerufen, alte deaktivieren lassen und neue aktivieren… 3 Arbeitstage gewartet und ab zum Automaten zum Ausprobieren.
Meldung: „die Karte hat Funktionen, die nicht erkannt werden koennen“
Zurueck nach Hause, wieder Bank anrufen…
Und nun, nach kompetenter Beratung der Bank ist mein neuer Sicherheitschip (welcher der eigentliche Grund fuer die gesamte Umtauschaktion war) mit einem schicken, roten Klebeband ueberklebt, damit sich die Bankautomaten dieser Welt nicht durch zu viel Sicherheit irritiert fuehlen und meine Karte akzeptieren, so wie die alte.
Ich hebe also wie gewohnt weiter kostenlos an allen Bankautomaten der Welt ab, mit einer neuen Kreditkarte, wo ich mir wieder eine neue PIN merken muss, die nun als zusaetzliches Merkmal einen schicken roten Klebestreifen auf der Vorderseite hat.
Irgendwie antizipiere ich, dass es nicht lange dauern wird, bis ich mal mit dieser Karte in einem Shop bezahlen werde und mir Fragen gestellt werden, was mit meiner Karte los ist, was der Klebestreifen soll und ob diese denn nicht gestohlen ist.
Ein Hoch auf die deutsche Technologie, an deren hohe Qualitaet und Unfehlbarkeit weltweit alle glauben. Waere das einer afrikanischen Firma passiert, waere jetzt Afrika wieder in deutschen Negativschlagzeilen… „die ungebildeteten Afrikaner wieder“… mangelhafte Produktion… Ausschuss… aber Deutschland darf sich das erlauben!
Zum Glück war ich nicht betroffen. Mich hatten nur die ganzen großartigen Tipps gewundert, die zu Beginn des Desasters hierzulande (also in D) verlautbart wurden. Reisende sollten Reiseschecks mitnehmen nur als Beispiel.
Ich fragte mich, was jemand mit diesen Vorschlägen anfangen soll, der vor Jahreswechsel losfuhr und dann vielleicht am 2. oder 3. Januar eine Hotelrechnung bezahlen wollte (oder eher sollte)…
An Leute, die dauerhaft weg sind dachte ich dabei noch nichtmal.
Es könnte ein Test gewesen sein, was passiert, wenn 30 Millionen Deutsche von heute auf morgen keine Zugriff zum Bargeld bekommen und mit ihren Bankkarten nicht zahlen können.
Es passierte nichts Besonderes. Ein guter Test für mögliche Regierungsentscheidungen in Falle der nächsten Bankenpleiten.
Das hätten sie mal Mitte 2007 probieren sollen, als ein Herr Ackermann Geld für eine IKB einforderte. Oder spätestens Ende September 2008, als der gleiche Mensch wohl mitteilte, dass es ohne sofortige Hilfe am nächsten Tag kein Bankwesen mehr gäbe.
Ich hätte mich sehr gefreut, wenn es zu diesem Experiment gekommen wäre. Allein der Gedanke, dass Millionen von Staatsdienern, Angestellten usw. am Monatsletzten vergeblich auf den vom lieben Gott persönlich garantierten Geldeingang warten. Wo sie doch die vor dreieinhalb Jahren fest gebuchte Pauschalreise bezahlen müssen.
Aber sie werden die Bankmenschen auch beim nächstenmal nicht wegen Erpressung in U-Haft nehmen…
Das führt aber vom (viel interessanteren) Thema weg.
Naja, ich bin mir nicht so sicher, ob ich mich Verschwoerungstheorien und grossangelegten Experimenten im Zusammenhang mit Banken und Kreditkarten anschliessen wuerde.
Fuer mich ich das eher ein Beispiel fuer unsere diletantische Arbeitsweise. Viele Dinge, die wir im grossen Rahmen tun und lassen, werden nicht durchdacht und sind oftmals nicht wirklich ueberlegt.
Ich seh‘ hier eher einen Zusammenhang und auch eine (Teil)Erklaerung zum Scheitern der internationalen Entwicklungshilfen. Aktuelles Thema in der Presse ist ja gerade Haiiti und die enorme Ineffizienz der humanitaeren Hilfen dort. Mit dem Kreditkartenchaos hat es uns halt mal selbst erwischt!
Hmm, vielleicht sollte ich mal versuchen, hier ni Kamerun mit meiner neuen Karte Geld abzuheben. Habe die bisher nur in Deutschland getestet. Aber der Tipp mit dem Klebeband ist gut – vielleicht kann ich ihn ja hier auch verwenden ;o)))
Da muss ich aber vehement widersprechen, Bellucsi. Keine Frage, dass die Banken bei der Einführung der EMV-Chipkarten geschlampt haben (Mein Arbeitgeber zum Beispiel erfuhr erst durch die Kunden selbst, dass die Scheißdinger häufig nicht funktioniert haben und eigtl. hätte man nach Bekanntwerden vorher ein Band schalten können, dass über das Problem informiert). Jedoch bin ich nicht der Meinung, dass Call-Center auch über Feiertage voll besetzt sein müssen. Die Leute sollten froh sein, wenn an solchen Tagen überhaupt jemand da ist, und sich klar machen, dass das dann Lohnsklaven sind, die da arbeiten.
Ich vertrete die Ansicht deshalb, weil ich selbst für eine Bank im Kundendienst arbeite und mir für die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen weder Lohnzuschlag noch Stundenausgleich zusteht — und Kunden i.d.R. trotzdem rumpöbeln, weil sie mal zwei Minuten der Warteschleife ausharren mussten.
Interessant zu wissen, dass die die DKB auch Probleme hatte. Ich wurde irgendwie verschont. Vielleicht deshalb, weil ich vorher schon eine Karte bekommen hatte, nachdem meine alte KK in Südafrika ausgelesen und dann missbräuchlich verwendet worden war. Ansonsten stimme ich in Sachen DKB weitgehend zu: Solange man keine Probleme hat, die über die Standardsachen hinausgehen, ist der Service der telefonischen Kundenberater gut. Wird’s ein klitzekleines bisschen kniffliger, versagen die da durch die Bank und die schlechte Ausbildung wird offenbar.
Im Grossen und Ganzen bin ich eigentlich sehr mit dem Kundenservice der DKB zufrieden. Sie rufen umgehend zurueck (selbst nach Uganda), beantworten Emails innerhalb von nur wenigen Stunden, und vor allem der Service mit dem kostenlosen Abheben von Bargeld an allen Bankautomaten in dieser Welt ist irgendwie unuebertreffbar (funktioniert selbst in den kleinsten Doerfern mit den unbekanntesten Banken hier in Uganda).
Auch, wenn ich in meinem Artikel etwas rumgemault hatte, wuerde ich die DKB jedem empfehlen, der im Ausland wohnt, aber seine Bankgeschaefte in Deutschland behalten moechte. Zahlungen aus aller Welt erreichen innerhalb weniger Tage das Konto, es werden keine Gebuehren berechnet fuer Auslandsueberweisungen. Die DKB ist eigentlich eine Superbank!
Und nicht zu vergessen, man bekommt Zinsen auf die Einlagen – was derzeit so gut wie keine andere Bank im Angebot hat.
Keine Frage, Bellucsi, ich würde die DKB trotzdem auch weiterhin empfehlen — auch Leuten im Inland. Würde ich gelegentlich gern auch während der Arbeit. Dann verlöre ich aber meinen Job. =)