Murchison Falls National Park ist der groesste Park in Uganda, so um die 3.840 Quadrat km gross (ungefaehr 45 x 85 km) – ein riesiges Gelaende mit wilder Natur und Tieren, keine Siedlungen, keine Haeuser, nur Savanne, Baeume und Tiere.
Es war unser erstes Hochzeitsjubilaeum, deswegen haben wir allen Kosten zum Trotz uns in der Paraa Lodge fuer zwei Naechte eingebucht (290 US$ fuer ein Doppelzimmer pro Nacht). Wucher, dachten wir… aber leider gibt es auf der noerdlichen Seite des Nils nur diese eine Alternative, die preiswerteren Unterkuenfte sind auf der suedlichen Seite.
Jedoch bedauert haben wir das nicht!
Die Paraa Lodge hat sehr schoene geraeumige Zimmer mit einer sehr guten Ausstattung (Klimaanlage, Bad, zwei Toiletten, Terasse), das Essen ist sehr gut (auch wenn nicht annaehernd vergleichbar mit der Mweya Lodge in Queens Elisabeth Park, welche einfach mal 5 Sterne hat) und ausserdem leben die meisten (vor allem die interssanteren) Tiere auf der noerdlichen Seite des Nils, auf der anderen Seite gibt es nur kleine Tiere, wie Warzenschweine, Affen (wahrscheinlich auch Krokodile), aber vor allem eine furchtbare Fliege (die wird von den Einheimischen Scherenfliege genannt, weil sie eine Art Schere hat zum Beissen, sie sieht aus wie die Stechfliegen, die sich bei uns im Lande gerne auf Pferdekoppeln rumtreiben). Auf unserer Seite hatten wir keine Fliegen, aber dafuer Elefantenherden, die an unserer Terrasse vorbeizogen und grasende Nilpferde im Hotelgelaende.Das alles natuerlich ohne Zaeune und Sicherheitsglas, direkt vor unserer Nase. Beeindruckend! Falls es irgendwo in Europa so einen Safaripark gebe, wo die Tiere im Hotel aus- und eingehen, dann kaeme man wahrscheinlich nicht mit 290 US$ hin pro Nacht. Fraglich ist natuerlich, ob die Sicherheitsbestimmungen in Europa so etwas ueberhaupt zulassen wuerden; dass man ein Zimmer mit Terasse hat, welches auf eine Wiese hinausgeht, wo Elefanten und Nilpferde grasen.
Ich kenne die Nationalparks anderer afrikanischer Laender nicht, ob es da auch so ist, dass man die Tiere so nahe hat und so sehr an Menschen gewoehnt, dass es beinahe Haustiere sind. Allein dieses 3-Tage-Erlebnis ist eine Reise nach Uganda wert! Ich hatte es nicht auf meiner Liste unter den 100 Dingen, die man tun muss, bevor man stirbt, weil ich gar nicht wusste, dass es soetwas gibt und wie faszinierend es ist.
Ich moechte diesen Ausflug keinesfalls missen und er wird mir lange, lange in Erinnerung bleiben und immer wieder ein Laecheln und Freude hervorrufen, wenn ich daran denke.
Ich muss schon zugeben, dass es einfach toll ist, diese Tiere ohne Kaefige zu sehen, verschiedene Tiere zusammen, wie sie miteinander grasen und im Park leben. Giraffen zwischen Bueffeln und Antilopen.
Nachmittags eine Bootsfahrt auf dem Nil, um sich den Wasserfall anzusehen. Wobei wir uns diesen Trip haetten sparen koennen, so toll war der nicht und an den Wasserfall koennte man auch nicht ranfahren, weil es da zu viele Strudel gibt.
Wesentlich interessanter war dann unser kleiner Spaziergang am naechsten Tag, uns den Wasserfall von oben anzusehen.
Genossen haben wir auch mal, drei Tage in einem “anderen” Uganda zu sein. Drei Tage nicht daran erinnert zu warden, wie arm das Land ist. Drei Tage ohne angesprochen zu werden, ob man eine Zeitung vom Verkaeufer kaufen will, um seine Familie damit zu unterstuetzen, oder eine Telefonkarte, oder einen Besen, oder, oder… Drei Tage keine bewaffneten Ugander ueberall wo man hinschaut. Drei Tage keine schwarzen Auspuffgase, keine uberfuellten Strassen.
Schade ist, dass Ugander selber die Nationalparks kaum wahrnehmen. Sie sind ihnen bekannt (vom Namen), man hat davon gehoert und wenn darauf angesprochen, bekommt man als Antwort, ja, ich muss da irgendwann mal hin, ich weiss, ihr Muzungus liebt die.
Die Eintrittspreise fuer Ugander sind total ok (Sh 5,000 Erwachsene (1,80 EUR), Sh 2,500 Kinder (0,90 EUR)) – im Vergleich, wir Europaer zahlen 30 US$ pro Tag. Die UWA (Ugandan Wildlife Authority) stellt enorm preiswerte Unterkuenfte bereit. Direkt neben der superteuren Paraa Lodge (also auf der schoeneren Seite des Nils) haben wir eine Art Jugendherbergs-Camp gesehen. Leider laesst sich dieses weder auf der UWA Webseite noch irgendwo anders zu finden. Das heisst also, man muss wissen, dass es dieses Camp gibt und sich die Handynummer vom Betreiber besorgen (so funktionieren viele Dinge hier in Uganda!). Uns wurde gesagt, dass man dort fuer Sh 10,000 (3 EUR) pro Nacht schlaeft mit Selbstverpflegung. Wir haetten da auch uebernachtet, denn die Zimmer sind ok, es gibt fliessend Wasser und Toiletten, wenn wir gewusst haetten, dass es diese Moeglichkeit gibt.
Falls also mal ein Ugander mit Familie Murchison Falls besuchen moechte, kann er/sie das fuer Sh 15,000 pro Person tun und das ist durchaus bezahlbar, auch fuer die aermeren Haushalte, wenn sie nur wollten. Wenn Ugander wirklich wollen, koennen sie auch: Sie haben immer Geld fuer Kleidung und ich kenne auch keinen erwachsenen Ugander ohne Handy, aber ich kenne viele Ugander, die kaum oder nur ganz selten essen und ich kenne nur ganz wenige, die es in einen der Nationalparks geschafft haben, und dann nur, weil sie von einem Expat-Freund dazu mitgenommen wurden. Warum? Warum nehmen Ugander ihre eigenen Parks nichts an? Nicht einmal diejenigen Ugander, die in unmittelbarer Umgebung leben?
einige verstehen es einfach nicht, wie man sich freiwillig in die nähe gefährlicher tiere begeben kann. schliesslich sind die ugander doch nun zivilisiert und haben das glück dass sie sich nicht mehr täglich vor löwen, schlangen usw fürchten müssen. wieso also in so einen park fahren wo die einem direkt vor der nase rumspazieren?
andererseits erzählen sie mir stolz dass früher die jungen einen löwen erlegen mussten um mann zu werden…
ich glaube das könnte durchaus mit der verlorenen kultur zusammenhängen. heute geht es vor allem darum, europa und amerika nachzueifern. sie haben schon früh gelernt, dass ihre kultur und ihre werte nichts zählten (kolonialpolitik, respektive protektorat uganda, „entwicklungsberatung“, „moderne politik“).
und ein stück weit stimmt das auch mit den nationalparks. die ugander sind zwar früher sicher mit ihrer natur vorsichtig umgegangen, aber sie mussten auch mit ihr kämpfen und sich vor ihr beschützen. das ist schon eine ziemliche kehrtwende wenn man da plötzlich hinfahren soll und die einfach bestaunen soll. und dann auch noch ohne irgendetwas dafür zu bekommen (ausser dem wunderschönen erlebnis), kein fell, kein fleisch kein gar nix.
nicht umsonst stehen selbstverwirklichung und individualbedürfnisse auf der maslowschen bedürfnispyramide sehr weit oben, im gegensatz zu physiologische bedürfnisse und sicherheit in den unteren, breiteren rängen.
(um mal etwas mehr positives über uganda zu berichten:)
ich habe übrigens den murchison falls nationalpark auch besucht. es war wunderschön. ich würde ihn sofort jedem weiter empfehlen. besonders beeindruckend fand ich, wie sich alle paar kilometer die vegetation wieder völlig verändert hatte.
preiswerte unterkünfte gibt es auch in masindi. allerdings muss man halt dann jeden tag noch 1-2 stunden anfahrtsweg zum park einberechnen.
ich könnte auch einen lieben fahrer weiterempfehlen. der hat uns gleich auch noch ein passendes hotel und passendes restaurant gezeigt und weil wir für das chimpanzee-tracking im regenwetter nicht genügend passende kleider dabei hatten durften wir von seiner familie kleider ausleihen!
auch die mitarbeiter, besonders die führer beim waldspaziergang haben wir sehr engagiert erlebt. sie haben uns trotz der schlechten wetterbedingungen viele details gezeigt (vanille, würgefeigen, spuren woran man erkennt dass hier schimpansen unterwegs waren, … ) und immer wieder darauf hingewiesen dass wir auch unseren freunden von ihrem wald erzählen sollen.
später zuhause habe ich festgestellt, dass die schimpansen im zoo in meinem heimatort ganz genau aus diesem wald stammen. ich versteh nicht ganz warum man sie von dort weggebracht hat, aber es ist schon ein tolles gefühl sagen zu können hej, ich kenne den wald wo ihr herkommt! und sollte ich jemals davon hören, dass es dort unten irgendein problem geben sollte, werde ich liebend gerne das dem zoo melden und sagen hopp da könnt ihr was tun!
aber bisher habe ich nur einmal von wilderei im game park von murchison falls gehört. und ich bin mir sicher, die dorfbewohner hatten schon ihre gründe warum sie das gemacht haben.
schräg fand ich, als ich später auf einer seite von der schweizer regierung reisewarnungen für teile des murchison falls nationalparks entdeckt habe. ich halte das nach wie vor für sehr unwahrscheinlich. da wird man wohl eher vom löwen gefressen.
Loewen fressen keine Menschen – wir gehoeren ganz sicher nicht zu deren Speiseplan. Und ausserdem gibt es wirklich genug Wild in den Parks, da muessen die Loewen eher aufpassen, dass sie nicht zu fett werden bei all dem freien Angebot.
Ja, bezueglich ugandischer Freundlichkeit… da kann ich tausende Loblieder singen. Wie mit eurem Fahrer – Ugander machen immer alles (wirklich alles!) moeglich, um einen Kunden zufriedenzustellen. Diese Servicequalitaet habe ich noch nie irgendwo anders in der Welt erlebt.
Pah, Bellusci, das liegt doch aber auch nur daran, weil ich nicht dein Kundenbetreuer bin!!! 😛
*lol … w.z.b.w.
Was denn? Meine Kunden sind, wenn sie nicht gerade auf Streit aus sind, sehr glücklich mit mir. 🙂
„Loewen fressen keine Menschen – wir gehoeren ganz sicher nicht zu deren Speiseplan.“
Damit kenne ich mich nicht aus, ich habe lediglich wiederholt was ich von Ugandern zu diesem Thema gehört habe.