Ugandische Zimmererarbeit

Posted: 13th März 2011 by Bellusci in Daily Life/ Alltag

Jeder hat sicherlich irgendwann in seinem/ ihrem Leben irgendetwas “zusammengezimmert”, das heisst etwas schnell zusammenbaut, mit dem Ziel einen praktischen Nutzen zu erzielen, ohne besonderen Wert auf die Qualitaet der Ausfuehrung der Arbeit zu legen, wie ein Regal fuer die Werkstatt.

Jedoch, egal was ich jemals in meinem Leben zusammengenagelt habe, an das ugandische Design komme ich nicht ran!

Vielleicht sollte man einen Fotowettbewerb aufrufen, wer origineller im “zusammenzimmern” ist, Ugander oder der Rest der Welt, und vor allem, wer das einmaligere Design erreicht.

Wir waren gestern unterwegs und sind, um unser Ziel zu erreichen, nur wenige Kilometer von der Hauptstrasse abgebogen. Enlang der nichtgeteerten Strasse waren wunderschoene Exponate von typisch ugandischen Verkaufsstaenden, denen ich den heutigen Artikel widmen moechte.

Selbst, wenn ich mir allergroesste Muehe geben wuerde, es wuerde mir NIE gelingen, etwas im ugandischen Stil zusammenbauen, selbst, wenn ich alle dafuer notwendigen Materialen zur Verfuegung haette, wie Wellblech, schiefe Bretter und Aeste.

Auch die ugandischen (afrikanischen) Restaurants in Europa, die ich kenne, obwohl sie versuchen, den heimatlichen Stil nachzuahmen, koennen den Endprodukten hier keine Konkurrenz bieten. Diese sind einfach einmalig.

Die Anordnung der verschiedenen Hoelzer, die Auswahl der Wellbleches und der Stellen, wo es dann letztendlich hingenagelt wird… ob klein, gross, lang, breit… die Bauten haben ein aehnliches Design, welches einfach unnachahmlich ist.

Nun fragt sich vielleicht so manch‘ einer, ob Ugander es denn nicht besser koennen?

Meine Antwort ist, ja, sie koennen, denn die Wohnhaeuser (siehe im Hintergrund der Bilder) sind verputzt und haben gerade Waende. Es kann auch keine Materialfrage sein, dieses waechst hier ueberall bzw. Lehm liegt vor der Tuere, und ein Brett schief anzunageln kann nicht weniger aufwendig sein als dasselbe Brett gerade anzunageln.

Jedoch, warum die meisten der ugandischen Verkaufsstaende dieses spezielle schiefe Design aufweisen, dies ist mir in den zwei Jahren, die ich hier lebe, irgendwie entgangen… Vielleicht hat dazu jemand eine Erklaerung?

  1. Ali sagt:

    Sind die Zimmerer der Verkaufsstände die gleichen, die die Häuser im Hintergrund gebaut haben? Das glaube ich eher nicht. Ansonsten gilt: Was nicht passt, wird passend gemacht. 🙂

  2. I love the Kiosks in UG.

    My friend’s and I exchange pictures on facebook and the latest said:
    KARIBU RESTAURANT-VILLAGE WHER YOU EAT ANTIL YOU SAY: “ HASSAN PLEASE DONT KILL ME WITH FOOD“

    On facebook there is a page called „Ugandan English Uglish“…if you feel like a laugh, just read through and you will enjoy the jokes.
    Thanks for the blog, it’s great!

  3. Bellusci sagt:

    Link zu Facebook „Ugandisches Englisch“: http://www.facebook.com/uglish#!/uglish?sk=wall Ja, ja… das ugandische Englisch…

    … und Frauen „produzieren“ Kinder hier in Uganda, und beim Gluehbirnenwechseln kann man von der Gluehbirne „besiegt“ werden… Aber vielleicht schreibe ich da mal einen Artikel dazu.

    Danke fuer den Tipp!!!

  4. HAHI sagt:

    Alles eine Frage des Standpunktes und der Sichtweise.

    „Markt und Bedarf in Uganda v. 1. Oktober 2010
    Was Uganda braucht, sind Unternehmer. Menschen, die die Aermel hochkrempeln und losmachen, Unternehmen gruenden und wachsen. Vor allem das Wachsen von Betrieben scheint hier irgendwie ein Problem fuer viele darzustellen. Nicht, dass Ugander faul sind, oder nicht arbeitsam. Im Gegenteil, alle arbeiten sehr hart, vor allem koerperlich. Die Strassen sind voll mit Leuten, die versuchen, kleine Businesse zu betreiben. Airtime verkaufen, Zeitungen, gebrauchte Waren, Lebensmittel. Aber diese Shops sind klein und bleiben klein. Es fehlt an systematischem Vorgehen und Re-Investieren von Gewinnen.“
    Das ist richtig und dem ist zunächst nichts hinzuzufügen.

    ABER:
    Jimmy aus dem Nichts was schaffen.
    Unser Freund verkaufte „Airtime“ im vorübergehen. Seine Frau verkaufte Gemüseprodukte auf dem Lehmboden. Sie haben zusammen einen vergleichbaren no costs Verkaufstand gebaut. Sie hatten dafür weder Material noch Geld – aber sie wollten ein „Geschäft“. Also haben sie sich herrenloses Material zusammengesucht und auch so einen Verkaufstand zusammengeschustert, wie sie im Beitrag gezeigt werden. Das war im September 2009. Inzwischen konnten sie im Kawempe Market einen garagengroßen Raum anmieten und haben ein vergrößertes Sortiment. Durch die „Miete“ reduziert sich der Gewinn, aber sie werden weiter machen.

    Viva ist nach wie vor in ihrem „kreativen“ no costs Marktstand.
    Seit sie am Straßenrand vom Lehmboden auf „Marktstandniveau“ aufgestockt hat, fahren die Autos nicht mehr so oft vorbei und die Verkaufserlöse haben sich so gesteigert, dass sie für ihre beiden Kinder das Schulgeld zusammen bekommt. Sie wird vermutlich auf diesem Niveau bleiben.

    Übrigens hat sich keiner von Dreien Gedanken darüber gemacht, ob alles im Lot ist.

    Viele dieser schulisch und handwerklich nicht gebildeten/ausgebildeten „Konstrukteure“ arbeiten unbewußt nach ihrem Minimax-System, nämlich minimaler Aufwand – maximaler Erlös, zumal diese Marktstände keine Mietkosten verursachen.

    Aus diesem Blickwinkel gesehen liegt irgendwo die Erklärung…

    Übrigens ein Teil unserer jungen Makerere Absolventen leben immer noch zu Hause – ohne adäquate Beschäftigung.
    Ich persönlich habe vor den Schiefstandunternehmern eine gewisse Hochachtung…

    Übrigens finde ich den geamten Blog sehr gehaltvoll und informativ.

    Mit freundlichen Grüßen

    HAHI

  5. Bellusci sagt:

    Denke fuer den gehaltvollen Kommentar, aber vor allem fuer das Lob 😉

  6. Torto sagt:

    Hallo Bellusci,

    ich habe viel in Ihrem Blog gelesen, da ich demnächst als MAP (Mitausreisendes Problem) nach Uganda ziehe. Ihre Berichte finde ich sehr wertvoll und durch ihre persönlich Einschätzung kann man sich alles ein bisschen besser vorstellen. Auch die Fotos sind klasse und ich danke Ihnen das Sie sich diese Arbeit machen.

    Da wir 8 Jahre in Zentralamerika (Nicaragua und El Salvador) gelebt haben bin ich immer wieder erstaunt wie viele Ähnlichkeiten es zw.diesen Regionen gibt. Z.B. die gezeigten Verkaufsstände könnten genauso gut dort stehen. Ich glaube die Leute wollen in erster Linie Ihre „Läden“ vor Diebstahl schützen. Wenn es nicht so gut aussieht macht sich keiner die Mühe es abzubauen bzw. mitzunehmen und es muss Nachts nicht bewacht werden…daher desto improvisierter desto besser.

    Gruss aus Germany
    Torto